Artikel zum Thema "Paartherapie"

1. Artikel: "Was Paare glücklich macht - Fünf Schlüssel der Liebe"

Glücklich leben - dieses große Anliegen von Paaren braucht ein volles Engagement für die Partnerschaft und – was das Ganze spannend macht - die Bereitschaft zur Veränderung.

Diese Veränderung fällt nicht immer leicht – die Partner haben sich oft mit dem Status Quo, mit Enttäuschung und Unzufriedenheit arrangiert. Was bleibt ist eine Sehnsucht nach einem tieferen Verständnis, nach geteilter Lebensfreude – manchmal ist der Weg dorthin für ein Paar nicht sichtbar.

In der integralen Paartherapie gehen wir von folgender Annahme aus: Eine Beziehung ist der beste Weg, um zu erkennen, was uns von unserem inneren Frieden trennt. Jede engagierte Partnerschaft trägt eine immense Chance für persönliche Entwicklung in sich. Wir erforschen uns selbst in dem Spannungsfeld unserer Beziehung und erkennen mehr und mehr, was wir für unser Glück brauchen.

Eigenständigkeit und Bindung

Als Paar sind wir Gefährten auf einem gemeinsamen Weg und bleiben gleichzeitig Individuen mit ureigenen Interessen und Vorlieben. Einerseits erwarten wir, dass der Partner sich auf uns einstellt und unsere Bedürfnisse berücksichtigt. Doch wo beginnen die Kompromisse, bei denen das Gefühl entsteht, sich selbst aufzugeben?  Wieviel eigenen Raum nehme ich mir und wieviel Freiheit gestehe ich dem anderen zu? Wie sieht mein Bedürfnis nach Nähe und Verbindung aus?

Glückliche Gefühle entstehen, wenn jeder seine Individualität weiter entwickelt und gleichzeitig die Nähe miteinander wachsen kann.

Zärtlichkeit und Kommunikation

Sind Sie ein Mensch, der vor allem durch Körperkontakt und Zärtlichkeit ein Gefühl von Liebe erfährt? Oder sind Sie dann glücklich, wenn Sie mit Ihrem Partner viel Zeit für Gespräche haben? Oft erwarten wir, dass der Partner unsere Bedürfnisse wortlos erkennt und dann "genau richtig" erfüllt. Das macht in der Regel unglücklich.

Beziehung lebt vom gemeinsamen Austausch über das, was uns wesentlich ist. In einer Liebesbeziehung ist jeder herausgefordert, seine Wünsche nach Begegnung aktiv einzubringen. Von einer alltäglichen Umarmung über ein offenes Gespräch bis zur erfüllenden Liebesnacht: beginne selbst mit dem, was du dir wünschst! Und lade deinen Partner ein.

Geben und Nehmen

Auf einer tieferen Ebene der Beziehung haben beide Partner den Wunsch, dass Geben und Nehmen in einem guten Gleichgewicht sein sollten. Wenn ein Partner andauernd gibt (z.B. Zeit, Verzicht auf eigene Interessen, Übernahme von Verantwortung), hat der andere vielleicht keine Chance mehr, eine Balance in der Beziehung durch das eigene Geben herzustellen ... und zieht sich zurück.

Manchmal ist es nützlich, dass sich beide fragen: wie sieht die Balance von Geben und Nehmen für jeden von uns aus? Dieses Gleichgewicht muss immer wieder neu gefunden werden. Ob es gerade stimmt, erkennen wir daran, dass uns selbst das Geben von Herzen leicht fällt.

Wertschätzung für sich selbst und den Partner

Überall werden wir in den Nachrichten davon überschwemmt, was alles nicht gut läuft in dieser Welt. Leider finden wir dieses Muster auch im Umgang mit uns selbst. Wir betrachten uns nur zu oft mit selbstkritischen Gedanken. Und übertragen diesen Mechanismus schnell auf unseren Partner, bewerten ihn oder setzen ihn herab. Niemand außerhalb von uns selbst kann uns davon überzeugen, dass wir einzigartige und liebenswerte Menschen sind – diese Wertschätzung können wir uns nur selber geben. Und dann beginnen wir, auch unseren Partner mit offenem Herzen zu sehen und ihm unsere Anerkennung zu zeigen. Wertschätzung tut nicht nur gut - mit ihr beginnt die Liebe zu fließen, die wir uns wünschen.

Freude ausdrücken und Leid umarmen

Freude gehört zum Glück, das ist offensichtlich! Aber das Leid? Forscher haben herausgefunden, dass Glück unter anderem dadurch entsteht, nicht gegen Unglücklichsein anzukämpfen, sondern diese Lebensphasen zu akzeptieren. In einer Beziehung können wir uns gegenseitig Raum geben für Momente von Unsicherheit, Trauer und Sorgen. Es braucht Mut für Gefühle! Wir werden lebendig, wenn wir uns trauen, spontan und unmittelbar zu sein. Ob wir unseren Partner nach einem anstrengenden Tag in den Armen halten oder ihn mit einem festlichen Essen überraschen – in diesen Augenblicken können wir Lebendigkeit mit unserem Partner teilen.

Wir finden in einer Beziehung immer wieder neue Chancen für Entwicklung - nach einem Jahr genauso wie nach 30 Jahren. Was kann alles dafür sprechen, heute mit einem ersten konstruktiven Schritt zu beginnen? Die gute Nachricht ist: wenn wir den Weg einer Partnerschaft achtsam, mutig und bewusst gehen, werden beide gewinnen.

 

2. Artikel: Was die Liebe lebendig hält

von Doro Kurig, Begründerin der Integralis Methode, Paartherapeutin, Leiterin der Integralis Ausbildung

Die Liebe ist zu Beginn einer Paarbeziehung ein Abenteuer: aufregend neu, schön, vielversprechend, kribbelig! In der Anfangsfaszination blüht unser eigenes Potential auf und wir sehen das Beste im anderen.

Wie sieht es nach zwei oder drei Jahren aus? Es ist viel hinzu‐ gekommen: Vertrautheit und Nähe, vielleicht aber auch Streitigkeiten und Vorwürfe.

Was ist in der Beziehung nach zehn oder zwanzig Jahren entstanden? Hier können sich Verbundenheit und Wohlwollen weiter entwickelt haben, möglicherweise auch gegenseitige Abwertung oder Frustration.

Die körperliche Liebe bleibt von diesen Entwicklungen nicht unberührt. Viele Paare fragen sich, wie sie es schaffen können, auf Dauer die erotische Energie in der Beziehung lebendig zu halten. Berührung und Zärtlichkeit nähren die Liebe. Sexualität und Sinnlichkeit geben der Beziehung eine Besonderheit, die sie von allen anderen Beziehungen unterscheidet.

Fragen, die nach einiger Zeit entstehen können, sind: Können wir mit unseren Gewohnheiten zufrieden sein? Wie häufig ist normal? Müssten wir nicht eigentlich mehr Lust füreinander empfinden? Warum leben wir unterhalb unserer Möglichkeiten?

Hier kommen zwei verschiedene innere Haltungen ins Spiel! Die eine Einstellung sagt: „Unsere Sexualität sollte immer super sein!“ Diese Haltung orientiert sich an Idealvorstellungen und glaubt, dass es eigentlich immer so weiter gehen sollte wie zu Beginn der Beziehung. Die Sexualität wird zu einem Anspruch, der möglichst andauernd erfüllt werden sollte.

Dabei ist es unumgänglich, dass die körperliche Spannung sich im Laufe der Zeit verändert. Mit der Sicherheit und der Vertrautheit entwickelt sich automatisch eine Gewöhnung an den anderen. Wir genießen miteinander die Nähe und Geborgenheit ‐ möchten aber gleichzeitig die Spannung halten, sodass es weiterhin „knistert“. Unser Partner sollte uns begehren und verführen und uns dadurch in unserem Wert als Mann oder Frau bestätigen. Es ist oft nicht leicht zu akzeptieren, dass die körperliche Liebe Rhythmen unterworfen ist, einem natürlichen Auf und Ab, das auch Phasen von Rückzug und Unregelmäßigkeit beinhaltet.

Die andere Haltung meint: „Wir stellen unsere Sexualität in den Hintergrund.“ Die Partner geben sich mit der „Abkühlung“ in der Beziehung zufrieden und engagieren sich nicht mehr wirklich für eine lebendige Sinnlichkeit und Erotik. Rücksichtnahme und Konfliktfreiheit sind wichtiger als sich mit den Partner über das Thema Sexualität auseinanderzusetzen.
Unzufriedenheit wird heruntergespielt und Wünsche nicht mehr ausgesprochen. Hier kann die Intimität einer Beziehung auf Dauer leiden, denn körperliche Nähe bewirkt eine tiefe emotionale und seelische Verbindung.

Vielleicht können Sie eine dieser Tendenzen bei sich beobachten? Wenn Sie der ersten Tendenz zuneigen, machen Sie sich bewusst, dass nichts in der Beziehung selbstverständlich ist! Sexualität ist keine Leistung, die der Partner erwartungsgemäß zu erbringen hat. Jeder Mensch hat ein Grundbedürfnis, gesehen und gehört zu werden – tauschen Sie sich mit Ihrem Partner über körperliche Wünsche und Bedürfnisse aus, ohne Verschiedenheit als Angriff auf Ihren Selbstwert zu verstehen. Machen Sie sich dann bewusst: deine Welt ist anders als meine!

Trauen Sie sich, den Leistungsanspruch aus der Sexualität heraus‐zunehmen, denn Ideale sind immer schwer erreichbar. Nur Sie selbst können herausfinden, wie Sie mit Ihrem Partner glücklich werden! Aktive Zuwendung in allen Beziehungsbereichen trägt wesentlich dazu bei, die Liebe einzuladen – sie ist eine Brücke zur körperlichen Nähe.

Wenn Sie die zweite Tendenz bei sich wahrnehmen, können Sie sich fragen: was würde geschehen, wenn ich das Thema Sexualität wieder neu belebe? Muss ich meine Bequemlichkeit aufgeben? Könnte ich ein Stück von meiner Sicherheit verlieren? Was könnte ich stattdessen gewinnen?

Manchmal ist es eine schwierige Vorstellung, das Begehren wieder einzuladen, denn viele Paare haben die körperliche Unbefangenheit verloren. Aber es ist möglich, die Schwelle zu überwinden und mit Ihrem Partner über Ihre Ängste ‐ und Ihre Wünsche – zu sprechen. Wie wäre es, einmal etwas anders zu machen als sie es bisher gelebt haben? Warten Sie damit
nicht auf die Initiative Ihres Partners, sondern beginnen Sie selbst damit! In jeder Paarbeziehung gibt es ein Zusammenspiel von Vertrautheit und Begehren, von Sicherheit und Abenteuer, von Lust und Notwendigkeit. In dieser Dynamik gestalten Paare ihr Zusammenleben.

Es gibt keinen Punkt, an dem man sagen könnte: jetzt haben wir es ein für alle Mal geschafft! Eine lebendige Beziehung braucht immer wieder neu die Hinwendung zueinander. Manchmal kann auch ein geschützter Rahmen von Paarberatung sinnvoll sein, wenn Paare nicht von sich aus die Kraft für einen Neubeginn finden. Paarseminare sind eine bewusste
„Begegnungszeit“, in der die Partner wertvolle Impulse für ihre Paarentwicklung erhalten.

Beziehung zu gestalten heißt sowohl, einen guten Alltag miteinander zu leben, als auch besondere Momente zu initiieren und das sinnliche Feuer zu entfachen. Das geschieht in dem Augenblick, wenn wir den anderen mit seinen Bedürfnissen und Wünschen ebenso ernst nehmen wie uns selbst.

Artikel der Zeitschrift "Bella" zu Paarseminare

"Bella"-Artikel zu Paarseminaren (pdf)"